Dieser Internetauftritt wurde mit modernen Formaten und Skriptsprachen umgesetzt, um möglichst allen Besuchern ein qualitativ hochwertiges Ergebnis präsentieren zu können.

Alte Browserversionen sollten (auch zu ihrer eigenen Sicherheit) grundsätzlich nicht mehr verwendet werden. Bitte besuchen Sie uns mit einem aktuellen Internetseitenbetrachter.

Vielen Dank!

henrik-schulze.de
Stichwortverzeichnis Suchen
<h1>Historischer R&uuml;ckblick f&uuml;r das Jahr 2010</h1><h2>J&uuml;terbog vor 850, 700, 650 und 600 Jahren</h2><ul><ul><li>1160</li></ul></ul><p>Vor 850 Jahren erfolgte die deutsche Besiedlung unserer Fl&auml;ming-Landschaft. Im vergangenen Jahr wurde dieses Ereignis mit der Begr&uuml;&szlig;ung des Planwagen-Trecks &bdquo;Titanen on Tour&ldquo; auch in J&uuml;terbog feierlich begangen. Der Lange Weg von Br&uuml;gge nach Br&uuml;ck veranschaulichte wie die Flamen zum Fl&auml;ming kamen. Nach nicht ganz sicherer Quelle war das Land J&uuml;terbog durch den Erzbischof Wichmann 1157 erobert worden. Unverz&uuml;glich galt es, das neue Territorium zu sichern und &ouml;konomisch auszubauen. Dabei rannten die Werber f&uuml;r die Besiedlung des neuen Landes bei vielen Menschen aus dem heutigen Nordwestdeutschland, Belgien und den Niederlanden offene T&uuml;ren ein. Eine relative &Uuml;berbev&ouml;lkerung hatte dort Ackerboden knapp werden lassen. Zus&auml;tzlich hatte eine der periodischen Warmzeiten hatte den Meeresspiegel ansteigen lassen, weshalb Sturmfluten den Nordseebewohnern im wahrsten Sinne des Wortes den Boden entzogen. Dazu kommt noch, da&szlig; die Lokatoren, die als private Unternehmer die Kolonisation zu organisieren hatten, gute Argumente f&uuml;r den Umzug vorlegen konnten. Die Siedler sollten die neuen Grundst&uuml;cke als freiem, erblichen Besitz erhalten, ein Recht, das der mittelalterliche Bauer zumeist schon verloren hatte. In der Slawenchronik des Helmhold v. Bosau wird der&amp;nbsp; Proze&szlig; der Ostexpansion deutscher F&uuml;rsten wie folgt beschrieben: &bdquo;Weil das Land menschenleer war, sandte der Graf Boten aus in alle Land,&hellip; auf da&szlig; alle, die von der Landnot bedr&uuml;ckt wurden, mit ihren Hausgenossen k&auml;men, um an sch&ouml;nsten Boden, weiten Raum, reich an Fr&uuml;chten, &uuml;berreich an Fischen und Fleisch und einladend durch &uuml;ppige Weiden, zu empfangen.&ldquo; Zwar war der trockene H&ouml;henr&uuml;cken des Fl&auml;ming tats&auml;chlich weitgehend unbesiedelt, doch entlang der Nuthe und in den feuchten Niederungen waren slawische St&auml;mme zu Hause, die den Deutschen Platz machen mu&szlig;ten, sich zu assimilieren hatten, wenn sie ihre blo&szlig;e Existenz sichern wollten. Denn ganz so friedlich war die die Ostexpansion dann doch nicht, wie es Tourismusmanager heute vermarkten. Auf jeden Fall wurde das Unternehmen f&uuml;r die Landesherren und die Kirche zu einem guten Gesch&auml;ft, denn zur Regierungszeit von Albrecht dem B&auml;ren in der Mark hei&szlig;t es, &bdquo;die Kirchen mehrten sich und der Zehnt wuchs zu ungeheurem Ertrage an.&ldquo;</p><ul><ul><li>1310</li></ul></ul><p>Vor 700 Jahren verlieh der damalige Magdeburger Erzbischof Burchard II. das J&uuml;terboger Stadtrichteramt an Christian von Klitzing. Die Ritterfamilie war mit Lippold von Klitzing wohl schon seit der Neuerrichtung (1226) der J&uuml;terboger Burg im heutigen Schlo&szlig;park mit dem Amt des Burgvogts betraut. Seinen Nachfahren Christian gelang es, das Schlo&szlig;amt vom Erzbischof k&auml;uflich zu erwerben. Damit im Zusammenhang wurde er zugleich Richter in der Stadt J&uuml;terbog. So wie auch bei den Dorfschulzen &uuml;blich, bekam er das Amt des Richters als vererbbaren Besitz zugesprochen, wobei die Gerichtsgeb&uuml;hren seine pers&ouml;nlichen Einnahmen waren. Erst 1483 kam das Stadtrichteramt wieder in den Besitz der Kommune. Eigentlich handelt es sich bei einem Schulzenamt nur um die Untergerichtsbarkeit, die geringf&uuml;gige F&auml;lle behandelt. Doch die Stadt J&uuml;terbog besa&szlig; zugleich auch die peinliche (Pein = Folter) und Halsgerichtsbarkeit, die &uuml;ber die Tortur bis hin zur Todesstrafe reichen konnte. Als Beleg daf&uuml;r gilt die Keule an den Stadttoren, welche dem Reisenden sagen sollte: Sieh dich vor, hier wird kurzer Proze&szlig; gemacht! Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ohne den langen Weg bis zum Landesherren konnte hier auch das sch&auml;rfste Urteil gef&auml;llt werden. Ein weiteres Sachzeugnis dieser Zeit ist das Steinkreuz beim Hexentanzplatz im Stadtteil Neumarkt. In der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde es &uuml;blich, da&szlig; neben dem altgermanischen Wehrgeld, das beim Totschlag der T&auml;ter den Hinterbliebenen zu zahlen hatte, am Tatort ein S&uuml;hnekreuz zu errichten war. Sie sollten dem Seelenheil des Verstorbenen dienen, der ja ohne die Sakramente, ohne die geistliche Absolution aus dem Leben geschieden war. Der Ewige Reichslandfriede von 1495 und die ab 1508 eingef&uuml;hrten Halsgerichtsordnungen setzten allgemeine Normen des Strafrechts ein. Das Wehrgeld und die Steinkreuze hatten damit ihren Sinn verloren.</p><ul><ul><li>1360</li></ul></ul><p>Vor 650 Jahren verpf&auml;ndete der in Geldnot befindliche Erzbischof Otto 1360 die Stadt J&uuml;terbog. Ein Vorgang, der sp&auml;ter noch &ouml;fter vorkommen sollte. Im April 1361 war besagter Erzbischof Otto gestorben und als sein Nachfolger kam im Juni Erzbischof Dietrich ins Amt. Er trug den Spitznamen Kagelwitt, was Wei&szlig;kragen bedeutet. Der einstige Schuhmachersohn aus Stendal war zun&auml;chst M&ouml;nch im Kloster Lehnin und machte dann Karriere als Berater von Kaiser Karl IV. Der J&uuml;terboger Chronist Brandt meint, Dietrich w&auml;re deshalb beim Kaiser Amtmann und Hofmeister geworden, weil er ihn einst mit Schweinsohren und -schw&auml;nzen bewirtet gehabt h&auml;tte. Wie dem auch sei, jedenfalls hatte er bei Karl IV. ein Stein im Brett. Und mit diesem Erzbischof versuchten sich die J&uuml;terboger anzulegen. Sie sollten Dietrich als neuen Landesherren huldigen, verweigerten ihm aber die Gefolgschaft solange die Stadt noch an Dritte verpf&auml;ndet sei. Darauf erreichte Dietrich, da&szlig; der Kaiser den J&uuml;terbogern mit der Reichsacht drohte. Daraufhin gaben die J&uuml;terbog klein bei und schworen dem neuen Erzbischof Gefolgschaft. Und die Sache ging auch in soweit gut aus, da&szlig; Erzbischof Dietrich die Stadt alsbald danach&amp;nbsp; ausl&ouml;ste und sie wieder zum Erzstift holte, was der B&uuml;rgschaft die gew&uuml;nschte Rechtssicherheit brachte.</p><p>Zehn Jahre zuvor hatte die Stadt Treuenbrietzen sich mit Hilfe der Zisterzienser aus dem Kloster Zinna eine Stadtmauer bauen lassen. Daf&uuml;r verpf&auml;ndete die Stadt ihre Wasserrechte an die M&ouml;nche. Das brachte dem Kloster ein M&uuml;hlenmonopol ein, was wiederum den Treuenbrietzenern langfristig teuer zu stehen kam. Jetzt, am 14. August 1360, mu&szlig;te das Kloster einem Privileg des brandenburgischen Markgrafen Ludwig d.&amp;nbsp; &Auml;. aus den Jahren 1347 und 1349 zustimmen, da&szlig; die Stadt mit der Zindelm&uuml;hle eine eigene Mahlst&auml;tte haben darf. Als Entsch&auml;digung bekamen die M&ouml;nche j&auml;hrlich 4 Wispel (ein Wispel entsprach 24 Scheffel) Roggen. Auch hier war h&ouml;here Politik im Spiel, denen sich die Zisterzienser aus Zinna beugen mu&szlig;ten. Der brandenburgische Markgraf Ludwig der R&ouml;mer (1351 &ndash; 65), dritter Sohn des Kaisers Ludwig IV., war bestrebt, sich mit dem Erzstift Magdeburg auszus&ouml;hnen und drang deshalb auf den geschilderten Kompromi&szlig; zwischen dem Kloster und der Stadt Treuenbrietzen.</p><p>Nach dem Bericht des Chronisten Brandt war in diesem Jahr eine besondere Sehensw&uuml;rdigkeit in J&uuml;terbog zur Schau gestellt. Es handelt sich um die Rippe eines Walfisches, der bei der Insel Usedom gefangen worden war. Zwar meint der Chronist Sturtevant, der Wal w&auml;re erst 1363 gefangen worden, womit die Rippe nicht schon 1360 in J&uuml;terbog gewesen sein kann. Wie dem auch sei, jedenfalls irgendwann Mitte des 14. Jh. bestaunten die J&uuml;terboger einen gewaltigen Knochen.</p><ul><ul><li>1410</li></ul></ul><p>Vor 500 Jahren ging 1410 das vom Erzbischof G&uuml;nther an Rudolf III. von Sachsen wieder einmal verpf&auml;ndete J&uuml;terbog gegen eine Geldentsch&auml;digung wieder zur&uuml;ck an das Magdeburger Erzstift. Die Kommune selbst mu&szlig;te 700 Schock&amp;nbsp; (Ein Schock sind 60 St&uuml;ck) b&ouml;hmische Groschen f&uuml;r den Loskauf der Stadt beisteuern. F&uuml;r eine zus&auml;tzliche Zahlung von weiteren 400 Groschen versprach der Erzbischof, Stadt und Amt J&uuml;terbog&amp;nbsp; nicht wieder bei anderen in Zahlung zu geben. Doch wie es oft so ist mit Politikern, das Versprechen wurde nicht lange gehalten.</p><p>Der Brandenburger Bischof Henning (1406 &ndash; 1414) best&auml;tigte im gleichen Jahr die Stiftung eines Altars zu Ehren der Heiligen Apostel in der Kirche des Marienklosters vor den Mauern von J&uuml;terbog durch den Thesaurus, dem Schatzh&uuml;ter, der Magdeburger Kirche Nikolaus Kr&uuml;ger. Der Stifter hatte 6 Mark Silber zur Verf&uuml;gung gestellt, um davon Priester f&uuml;r das Abhalten von Seelenmessen zu bezahlten. Zum Vergleich: eine Mark hatte zu der Zeit von Wert von 60 Silbergroschen, und die Pacht einer Wiese kostete 20 Groschen im Jahr. Eine weitere Stiftung aus dem Jahr stammte von Hans von Torgau, der eine Hufe (ca. 16 ha) Land zu Hohengerichtsdorf (vmtl. Hoheng&ouml;rsdorf), die allj&auml;hrlich acht Scheffel Roggen und acht Scheffel Hafer sowie ein Rauchhuhn und den Fleischzehnt der Hufe dem J&uuml;terboger Gertraudenhospital vermachte. Der Ertrag soll &bdquo;zu Nutz und Frommen der armen Leute verwendet werden&ldquo;.</p><p>Am 9. September &uuml;bereignete Erzbischof G&uuml;nther dem Kloster Zinna die W&uuml;stung Studenitz, die Feldmark eines eingegangen slawischen Dorfes. Gefahr f&uuml;r die J&uuml;terboger bahnte sich an, als die Quitzows, ein ber&uuml;chtigtes Raubrittergeschlecht, die starke Nuthe-Burg Beuthen bei Trebbin erwarben. Anfang September startete Dietrich von Quitzow an der Spitze einer gro&szlig;en Truppenschar von B&ouml;tzow einen Feldzug, der, wie man zun&auml;chst annahm, zu den Kreuzrittern in Polen f&uuml;hren sollte. Doch der Raubritter griff &uuml;berraschend Berlin an. Er raubte der Stadt das Vieh von der Weide und schlug bei der Tegeler M&uuml;hle eine Schar Berliner B&uuml;rger, die sich ihm entgegen gestellt hatte. 16 namhafte B&uuml;rger Berlins nahm er als Geisel mit. Die Herz&ouml;ge von Sachsen-Wittenberg bieten darauf hin den m&auml;rkischen St&auml;dten ein B&uuml;ndnis gegen die Quitzows an. Doch ein solches B&uuml;ndnis kam zun&auml;chst nicht zustande. Das sollte sich bitter r&auml;chen, denn drei Jahre sp&auml;ter trieb der Raubritter in der nahen Umgebung von J&uuml;terbog sein Unwesen.</p>